Ich mag Fantasy-Geschichten, die ruhig und sehr einfühlsam geschrieben werden. Mir ist vor allem bei diesem Buch aufgefallen, dass ich manchmal etwas langsamer lese als sonst, um die Atmosphäre besser spüren zu können und um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen. Bei dem Moorläufer handelt es sich um einen Fantasyroman, der in einer Welt spielt, die sich dem Leser nur langsam erschließt. Das liegt daran, dass der Leser immer dicht an der Seite der Hauptfigur Milan verbleibt, der als Torfstecher am untersten Ende der Gesellschaft steht.
Boris Koch nimmt sich die Zeit, um diese Stellung sehr zu verdeutlichen. Die Torfstecher bilden eine sehr enge Gemeinschaft, die geprägt ist von einer blinden Gruppenzugehörigkeit inklusive entsprechender Ehrgehabe. Womit die Hauptfigur überhaupt nicht klarkommt und permanent aneckt. Verstärkt wird diese Situation durch ein Fehlverhalten der Schwester, wodurch er noch weiter an den Rand der Gesellschaft rückt.
Ich fand die geschaffene Atmosphäre sehr authentisch und konnte mich auch sehr gut in die Lage des aufmüpfigen Jungen versetzen. Der Autor hat es einfach geschafft, eine wunderbar grässliche Welt zu schaffen, in der ich mich ebenso unwohl gefühlt hätte, wie der Junge. Denn es kommen natürlich noch weitere Elemente hinzu, wie z.B. die Irrlichter, die nach und nach eine zentralere Rolle einnehmen und natürlich der letzte Drache, der aber eher eine Nebenrolle einnimmt, auch wenn er immer präsent ist.
Nach und nach verdichtet sich die Atmosphäre und die Ereignisse häufen und überschlagen sich zum Ende hin sogar. Es werden alle Rätsel des Romans aufgelöst, auch wenn er in meinen Augen das Potential hat, fortgesetzt zu werden. Es handelt sich aber um einen Einzelroman, der seine Geschichte zu Ende erzählt. (Jetzt, beim Schreiben der Rezension, wurde mir klar, dass der Weltenwanderer (siehe ihre Rezension) genau hier ein Ungleichgewicht in der Erzählung empfunden hat. Die Ereignisse zum Ende der Geschichte hätten durchaus mehr Raum haben können.)
Fazit
Ich mag ruhig erzählte Fantasy-Geschichten, in denen die Figuren mit ihren Erlebnissen und Emotionen im Vordergrund stehen. Und genau eine solche präsentiert Boris Koch mit seinem Moorläufer. Er hat eine Atmosphäre geschaffen, in der ich gerne länger verweilt wäre.
Titel: Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen
Autor: Koch, Boris
Genre: Fantasy / Low Fantasy
Seitenzahl: 400
Verlag: Knaur Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2023
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich „Über diesen Blog„.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.
Hi Frank!
Deine Rezension hab ich natürlich gesehen 🙂 Und ich war neugierig was du dazu schreiben wirst!
Interessant fand ich ja dass dich dieses „Ungleichgewicht“ gar nicht gestört hat bzw. gar nicht so aufgefallen ist beim Lesen.
Für mich war es super schön, so langsam einzutauchen – aber ich hatte dennoch immer die Haltung zu warten, was auch daran lag, das vorne im Buch ja sogar extra der „Turm“ eine Zeichnung bekommen hat. Bis wir dann schließlich in dem Turm angelangt sind hat ja dann doch ganz schön gedauert… und hier hätte eben doch etwas mehr Zeit gut getan, denke ich. An sich war es okay und es wirkte jetzt nicht gehetzt auf mich. Aber ich hätte hier einfach gerne noch mehr erfahren und mehr Zeit verbracht 🙂
Liebste Grüße, Aleshanee