Vielen Menschen jüdischen Glaubens war ein sicheres Leben im Deutschen Reich spätestens mit dem Novemberpogromen 1938 nicht mehr möglich. Auch wenn sich die Situation angekündigt hatte, gingen viele Menschen davon aus, weiter im Deutschen Reich leben zu können, weil sie einen wesentlichen Beitrag zur Gesellschaft geleistet haben. Diese Menschen erkannten zu spät, dass sie aus Deutschland hätten fliehen müssen, denn zu diesem Zeitpunkt nahmen sehr viele Staaten keine Flüchtlinge aus Deutschland auf.
Historische Fiktion
Genau in diese historische Kulisse setzt Philippe Thirault seine Geschichte um den Regisseur Bernhard und seiner Frau Illo, die zu jenen Zeiten versuchen, das Land zu verlassen. Viele Wege der Flüchtlinge sind heutzutage hinlänglich bekannt. Eine Route ist es aber nicht. Annähernd 20 Tausend Flüchtlinge suchten Zuflucht im damals von Japanern besetzten Shanghai und wurden hauptsächlich im Stadtbezirk Hongkou untergebracht. Aber auch dort sind die Geflüchteten nicht sicher, denn die Nazis haben auch hier (im späteren Verlauf der Geschichte) erfolgreich die Obrigkeiten gegen die Juden aufgebracht.
Diese Graphic Novel beinhaltet beide Bände von “Shanghai Dream”, wobei sich der erste Band mit der Flucht und dessen Widrigkeiten auseinandersetzt und der zweite mit den Ereignissen in Shanghai. Der erste Band kann durch eine sehr gute Erzählweise überzeugen und springt zwischen den Ereignissen in Berlin und Shanghai. Im zweiten Band wurden die politischen Ereignisse meines Erachtens ein bisschen zu knapp gefasst und viele Details weggelassen, so dass einige Fragen offenblieben (die ich dann im Netz recherchiert habe).
Die Zeichnungen von Jorge Miguel hingegen können auf der ganzen Linie überzeugen und sind sehr passend zur Geschichte gewählt. Die Farbgebung ist atmosphärisch und unterstreicht die Erzählung passend an jeder Stelle – inklusive der Schwarz-Weiß-Einschübe.
Fazit
Shanghai-Dreams beschreibt ein eher unbekanntes Kapitel des deutsch-jüdischen-Flüchtlingdramas des dritten Reichs. Die Historie wird zwar an manchen Stellen nur angerissen, aber es ist dennoch erschreckend wie spannend zu sehen, wie damals mit den Menschen verfahren wurde. Ein weiteres Stück wertvoller Erinnerungskultur, verpackt in ein optisch ansprechendes Gewand einer Graphic Novel.
Ein Kommentar