Heißt es nun Perseus und Medusa oder Medusa und Perseus? Diese außergewöhnliche Graphic Novel erzählt von beiden Figuren der griechischen Mythologie. Und zwar jeweils alleine, bis sich die Geschichten in der Mitte des Buchs treffen.
Schaden kann es nicht, wenn der Leser die Geschichte von den beiden schon kennt. Allerdings bleibt André Breinbauer erstaunlich „nah an der Wahrheit“. Es gibt ja keinen Urtext zu dieser Sage, aber in allen ist der Tenor sehr ähnlich. Dass die Geschichte mal aus Sicht der Medusa erzählt wird, finde ich jetzt nicht so besonders und auch nicht, dass sie einen besonderen feministischen Blick auf die Geschichte wirft.
Die Rolle der Medusa ist per se schon sehr tragisch. Zuerst wird sie im Tempel der Athene von Poseidon vergewaltigt und wird anschließend von Athene dafür bestraft. Dass es Poseidon war, muss der Leser wissen und wird nicht erzählt. Dieser Akt wird nämlich komplett ohne Worte gezeigt. Die Zeichnung sind an dieser Stelle zwar stark abstrahiert, aber der Leser sollte schon über eine gewisse Reife verfügen (weshalb der Verlag zurecht ein Lesealter ab 14 Jahren angibt). Die Zeichnungen sind grundsätzlich ein wenig gewöhnungsbedürftig, da sie hier und da ein wenig abstrakt sind.
Perseus wird eher als schüchterner schon fast einfältiger Junge dargestellt, der erst auf der Insel bemerkt, dass er in den Tod geschickt wird, weil kein Recke bisher von dieser zurückkam. Es ist nämlich durchaus so, dass der Blick der Medusa den Angeschauten versteinert.