Titel: Der Judenziegel |
Diesem Buch muss der Leser eine Chance geben, denn sein ganzes Potential entfaltet es erst nach dem ersten Drittel. Denn erst dann vermag die Verschachtelung von Gegenwart und Vergangenheit den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Schreibstil
Daran Schuld ist sicherlich der auffällig und schlussendlich doch verwunderlich schwankende Schreibstil. Sobald die Erzählung geschichtsträchtig wird, liest sie sich abwechslungsreich und ausgesprochen interessant. Wendet sich die Erzählung der Gegenwart zu, wirkt sie hölzern und zuweilen aufgesetzt. Vor allem die Dialoge der Protagonisten wirken etwas gekünstelt. Allerdings auch hier nur, wenn sie sich mit dem Alltag befassen. Sobald sich die Protagonisten der Geschichte der Stadt zu wenden, wandelt sich das Blatt.
Es hat fast den Eindruck, als suchte der Autor nach einem geeigneten Einstieg in die Geschichte, damit diese dann richtig Fahrt aufnehmen kann. Nach dem etwas holprigen Einstieg in die Geschichte, weiß diese nämlich durchaus zu überzeugen.
Genrefragen
Geschickt hat Steinhauser Vergangenheit und Gegenwart zu einem historisch anmutenden Geflecht verwoben. Grundlage waren vermutlich lokal bekannte Legenden (die mir allerdings unbekannt sind), die er nicht nur ausgeschmückt hat, sondern auch mit einem roten Faden durchzog, der sein Ende eben in der Gegenwart findet.
Grundsätzlich sind die Handlung allerdings fiktiver Natur, in die einige wahre Begebenheiten eingeflossen sind, was allerdings gleichzeitig ein Gewinn für die Erzählung ist, denn durch die Ausschmückungen des Autors erhält diese einen deutlichen literarischen Mehrwert. Der Leser kann sich gut vorstellen, dass alles eben so auch vorgefallen ist. Ob ich dieses Buch als einen Thriller bezeichnen würde, sei dahingestellt, spannend ist es allemal.
Charaktere
Steinhauser schafft es die Handlungen der jeweiligen Charaktere nicht nur zu beschreiben, sondern diesen auch eine glaubwürdige Motivation zu geben. Die Stellung der Juden in Deutschland innerhalb der unterschiedlichsten Epochen ist zentraler Gegenstand des Buchs, wobei immer wieder sehr gut die Motivation für deren Handlungen, die Einbindung der jüdischen Gemeinschaft in die Gesellschaft und auch die antisemitische Motivationen dargestellt sind.
Ist der Leser über den hölzernen Einstieg in die Gegenwart hinweggestiegen, so gewinnen auch die beiden Protagonisten deutlich an Authentizität und Sympathie, auch wenn die ein oder andere Handlung etwas grenzwertig ist und so mancher Handlungsfaden ein bisschen zu zufällig daherkommt.
In Summe wirft dies aber nur einen kleinen Schatten auf die Geschichte. Übrigens ebenso wie die trotz angegebenen Lektorats auffällig oft vorhanden Rechtschreib- und Interpunktionsfehler.
Fazit
Ein überaus gelungenes Buch, das über mehrere Epochen hinweg einen roten Faden spannt, an dem sich der Leser entlanghangelt. Dabei darf er fleißig mitraten, wie die Ereignisse der Vergangenheit mit denen der Gegenwart in Verbindung stehen. Dabei ist das Leben und Wirken der Juden innerhalb der deutschen Gesellschaft ein zentraler Gegenstand der Erzählung und lädt durchaus ein, über die ein oder andere moralische Frage nachzudenken.
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