Viele Leser meines Blog können den Eindruck gewonnen haben, dass ich prinzipiell gegen eine geschlechterneutrale Sprache bin. Dem ist jedoch nicht so. Ich finde nur, dass die Auswüchse, die an manchen Stellen hervorbrechen, deutlich über das Ziel hinausschießen. Mit diesem Beitrag versuche ich eine Lösung zu zeigen, wie eine geschlechtergerechtere Sprache umgesetzt werden kann, sage aber auch gleichzeitig, dass es nicht immer Sinn macht, sich geschlechterneutral ausdrücken zu wollen.
Das Problem bei der gendergerechten Sprache findet sich in den offiziellen Rechtschreibregeln oder bei Schülerinnen und Schülern, die die Sprache gerade lernen. Die Lehrerinnen und Lehrer brauchen eine Rechtschreibung, die sie lehren können. Da hilft der sprachliche Gender-Wildwuchs wenig bis gar nicht.
Meiner Meinung nach muss zwischen verschiedenen Textformen unterschieden werden. In der Belletristik gelten andere Regeln als in offiziellen Schreiben. Und in der Lehre gelten wieder andere Regeln als bei Pressetexten. Bisher wurde es vielerorts auch so gehandhabt, dass unterschiedliche Texte unterschiedliche Formulierungen verlangten. Aber die Genderfreunde wagen sich immer weiter vor und stoßen mit “kreativen” Lösungen auf wenig Verständnis. Sie stiften vielmehr für Verwirrung, vor allem seit die Presse und der Duden auf diesen Zug aufgesprungen sind und mit ihren Texten die Leserschaft zum gemeinschaftlichen Kopfschütteln animieren.
Wenn ich mir die Studien anschaue, die sich mit den unterschiedlichen Arten der geschlechterneutralen Sprache verfassen, so ost die bisher eindeutigste Form die Nennung beider Varianten. Und zwar ganz ohne Sternchen oder Schrägstrich. Die Leserinnen und Leser dieses Beitrags werden das auf Anhieb verstehen. Damit werden auch die grammatikalisch schwierigen Formen umgangen, wie die Ärztin und der Arzt oder die Kolleginnen und Kollegen.
Es mag noch Besonderheiten in speziellen Textformen geben, wie z.B. in Stellenanzeigen, in denen mit der Klammer nach der Stellenbezeichnung ausgedrückt wird, dass alle Bewerber willkommen sind (z.B. Ingenieur (m/w/d)).
In offiziellen Schreiben findet oftmals der Schrägstrich Verwendung: Verehrte Leser/innen … Vorgelesen wird ein solcher Text dann aber mit der Doppelnennung und bitte nicht mit der Genderpause, die für so manches Missverständnis vor allem in Nachrichtensendungen sorgt.
Rede ich über eine geschlechterneutrale Sprache, so muss ich auch Begriffe erwähnen, die nur umgangen werden können, in dem Sätze umformuliert werden. Vor allem das “verhasste” man kann nur umschrieben werden. Aus “Man sollte das Fenster öffnen” wird dann “Es sollte das Fenster geöffnet werden.” Das gilt auch für Jemand, wenn es heißt: “Jemand sollte das Fenster öffnen.”
Es gibt derer sehr viele Begriffe, die nicht ersetzt, sondern nur umgangen und umformuliert werden können. Dies kann aber nicht durch Gesetze oder Verbote umgesetzt werden, sondern müsste aus der Gesellschaft heraus kommen, in dem z.B. auch im allgemeinen Sprachgebrauch eine Satzbildung mit “man” nicht mehr verwendet wird. Eine sehr schwieriges Unterfangen mit einer sehr fragwürdigen Wirkung, denn es ist ja mitnichten so, dass eine genderfreundliche Sprache dazu führt, dass die Gesellschaft sich auch freundlich gegenüber Frauen zeigt, was leider totalitäre Staaten beweisen, in denen eine genderneutrale Sprache gesprochen wird.
Eine Randbemerkung:
In der Medizin macht die Unterscheidung der Geschlechter durchaus Sinn. So sind Kinder keine kleinen Erwachsenen und Frauen keine Männer ohne Penis. Tatsächlich gehen viele medizinischen Untersuchungen mehr auf den männlichen als auf den weiblichen Körper ein. Selbst Studien beziehen sich oft auf den männlichen Körper. Unter dem Schlagwort Gendermedizin soll nun besser herausgearbeitet werden, welche medizinische Behandlung auf das jeweilige Geschlecht des Patienten anzupassen ist.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.
Hi Frank,
das Thema lässt dich nicht los, was? 😀
Ich geh dem ganzen grade etwas aus dem Weg, weil man auf Facebook wirklich ständig drüber stolpert und oft so abstruse Wortkreationen rumgehen…
Wobei ich immer noch finde, dass wir ja schon eine geschlechterneutrale Sprache haben, wenn wir sagen “Die Polizisten”. Für mich sind damit alle Geschlechter vereint und müssen nicht einzeln aufgezählt werden.
“Man” ist verhasst? Das höre ich grade zum ersten Mal, warum das denn? Man oder Jemand bezieht doch auch alle mit ein oder nicht?
Dass Sprache beeinflusst ist mir schon auch klar, aber ich denke auch, dass das ganze in den Köpfen anfangen muss und sich dadurch die Sprache ändert – nicht umgekehrt. Das merkt man auch sehr gut an den Kommentaren auf Facebook, wo viele einfach nur noch genervt sind von den bizarren Forderungen in den vielen verschiedenen Konstellationen.
Ich finde es auch komisch, dass einerseits ein “alle sind gleich” gefordert wird und andererseits soll man jeden einzelnen differenzieren…
Wir sind nunmal unterschiedlich und ich möchte als Frau gesehen werden, ich bin in dem Punkt etwas altmodisch *lach* Ich mag es auch, wenn mir ein Mann die Tür aufhält 🙂 (oder wenn es überhaupt jemand macht, sowas lässt ja mittlerweile sehr nach)
Aber ich halte die Tür auch für andere auf, egal ob Mann, Frau, Mensch oder Kind 😀
Aber ich fühle mich auch angesprochen, wenn von “den Bloggern” gesprochen wird.
Deinen Beitrag hab ich heute gerne in meiner Stöberrunde verlinkt.
Einen schönen Tag dir!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hi Aleshanee,
ja, da hast Du recht, das Thema lässt mich nicht los – übermorgen kommt sogar ein weiterer Beitrag (geplant in meiner Sommerpause), der beleuchtet, dass diejenigen, die das geschlechterneutrale propagieren, in bestimmten Bereichen plötzlich nicht mehr gendern. Sehr interessant, wie die Personengruppen, die am lautesten schreien, bei bestimmten Begriffen plötzlich nicht mehr darauf pochen.
Dass man ganze Satzbausteine weglassen soll, habe ich in diversen Leitlinien gelesen (z.B. für Mitarbeiter eines Konzerns oder für Profs an einer Uni). Und wenn sich nicht viele Menschen dagegen stemmen, dann kann ja der Eindruck entstehen, dass Schweigen Zustimmung bedeutet. Deshalb werde ich immer wieder mal ein paar Worte zu diesem Thema verlieren.
Vielen Dank fürs Verlinken – ich werde mich für ein paar Tage zurückziehen und den Blog Blog seinlassen. Falls Du Dich wunderst, dass ich nicht auf Kommentare reagiere 😉
Viele herzliche Grüße
Frank