Torsten Sträter ist ein sehr vielseitiger Comedian, der sich dadurch kennzeichnet, die Welt nicht zu ernst zu nehmen und mit seiner trockenen Art, sein Publikum zum Lachen zu bringen. Diese Vielseitigkeit zeigt er in dem vorliegenden Buch, in dem er viele bekannte Texte aus den unterschiedlichsten Formaten niedergeschrieben hat.
Bei mir ist es jedes Mal so, dass ich seine Stimme im Kopf höre, wenn ich Texte lese, die ich schon akustisch vernommen habe. Irgendwie unheimlich. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch Texte in diesem Buch enthalten sind, die ausschließlich unausgesprochen den Fans präsentiert wurden. Dafür bin ich zu wenig Fan. Finde seinen Humor aber passend und oftmals treffend. Nur bekomme ich nicht immer mit, wann er wo auftritt. Deshalb ist das Buch ganz passend für mich, weil ich so mit neuem Sträter-Input beliefert werde.
Viele Texte waren wieder herrlich komisch, so dass ich schauen musste, wo ich das Buch gelesen habe. Es sollte kein Ort sein, an dem ein plötzliches Lachen problematisch sein könnte. Ich finde es noch immer sehr bezeichnend, dass sein Humor für gewöhnlich nicht unter der Gürtellinie landet. Dafür umso mehr sinnbefreit zusammenhanglos ist. Sein Humor passt aber nicht immer zum Format „Buch“. Die Pandemie-Papiere klingen z.B. außerhalb der Pandemie (ist die eigentlich zu Ende? Oder macht sie Pause?) nicht ganz so witzig.
Es gibt ein kleines “Zwischenspiel” mit dem Titel “Warum ich kein Buch über meine Depressionen schreibe”. Dies ist eine kleine Anspielung an “Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression” von Kurt Krömer – oder eine große. Gleichzeitig gibt er die Erkenntnis preis: “Von mir wird es nie eine Autobiografie geben. Sie würden sich zu Tode langweilen.” (bei 38% des eBooks). Allerdings gibt es dann doch noch ein paar (acht um genau zu sein) “wenig hilfreiche Klopper zum Thema Depression” (bei ca. 62% des eBooks). Und später lässt ihn das Thema ebenfalls nicht los. Vielleicht sollte Torsten Sträter doch ein Buch über Depressionen schreiben?
Fazit
“Ich werde nicht müde zuzugeben, dass ich oft genug Müll labere oder unsensibel bin.” (bei ca. 50% des eBooks). Ja, das mag wohl so sein. Aber es ist sehr witzig, wie Torsten Sträter seinen Müll zu Papier gebracht hat. Ich frage mich zwar hier und da, wo er seine Informationen zum Beispiel zu Bewerbungsgesprächen herhat (war das jetzt schon gemein? Egal, ich schreib halt, was ich denke*), aber es gibt wohl keinen anderen, der sein Halbwissen so schön verpacken kann. Klar, Herr Sträter ist witziger, wenn man ihn hört und nicht nur liest. Dennoch kann ich dieses Buch nicht nur seinen Fans wärmstens empfehlen.
* Dies ist eine Anspielung auf den Inhalt dieses Buchs.
Titel: Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen: Neue witzige Storys vom Meister der Sprachkomik
Autor: Sträter, Torsten
Genre: Humor
Seitenzahl: 288
Verlag: Ullstein Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2022
Ich kann den Appell von Torsten Sträter nur wiederholen: Bleib am Leben! Wer bei sich selbst oder einem Angehörigen Merkwürdigkeiten entdeckt, die auf eine Depression oder gar einen bevorstehenden Selbstmord hindeuten, der wende sich an die kostenfreien Nummern der Notfall-Seelsorge und Suizid-Prävention:
0800 111 0 111 (ev)
0800 111 0 222 (rk)
0800 111 0 333 (für Kinder und Jugendliche)
Noch mehr Informationen und Hilfsangebote für Betroffene finden sich im Internet unter suizidprophylaxe.de. Dort gibt es auch ein paar interessante Gedanken zur Wortwahl. So fällt im vorliegenden Buch kein einziges Mal das Wort “Selbstmord”, sondern es ist lediglich vom Suizid die Rede. Nicht, dass Uwe Hauck und seine Familie seinen Selbstmordversuch zu beschönigen versuchen und sie verwenden auch nicht den unangebrachten Begriff des “Freitods”, aber dennoch finde ich die Wortwahl interessant.
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