[Kinderbuch] Die Brück am Tay

Am 28.12.1879 stürz­te die Firth-of-Tay-Brücke wäh­rend eines Orkans bei der Überfahrt eines Zuges ein. Die zu schwach kon­stru­ier­te Brücke, eine zu hohe Windlast und die dyna­mi­sche Belastung durch den Zug führ­ten zum Einsturz des Mittelteils der Brücke samt Zug mit ver­mut­lich 75 Todesopfern. Ein Ereignis, das Theodor Fontane zum Anlass nahm, sei­ne Ballade “Die Brück’ am Tay” zu ver­fas­sen, des­sen Text unge­kürzt sich in die­sem Kinderbuch wie­der­fin­det.

Hintergründe

Man nimmt an, dass Fontane sich von Macbeth zusätz­lich hat inspi­rie­ren las­sen, in dem er drei Hexen als Symbolfiguren für den Sturm gewählt hat­te. Das Zitat aus Shakespears Werk steht die­sem Buch zuvor­derst an: »When shall we three meet again?« und ich glei­cher Weise beginnt auch Fontanes Ballade: »Wann tref­fen wir drei wie­der zusamm’?«

Die Ballade setzt sich mit dem immer­wäh­ren­den Kampf zwi­schen Technik und Natur aus­ein­an­der und durch die Begrifflichkeit “Tand” in dem Satz »Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand« wird deut­lich, dass Fontane den Neuerungen sei­ner Zeit wohl eher skep­tisch gegen­über­stand.

Dies aber nur am Rande für die erwach­se­nen Leser, denn (jün­ge­re) Kinder haben weder Probleme mit der Technik noch mit der Vorstellung, dass drei Hexen als Verursacher des Unglücks ver­ant­wort­lich gemacht wer­den und auch noch Spaß dar­an haben. In ledig­lich acht Strophen schafft es Fontane eine kom­ple­xe Geschichte zu packen, in der aus ver­schie­de­nen Blickwinkeln auf die Katastrophe geschaut wird. Eine Einladung für den Kinderbuchillustrator Tobias Krejtschi, jeder Strophe eine Doppelseite zu wid­men und die unter­schied­li­chen Blickwinkel zu ver­deut­li­chen.

Es ist selbst­re­dend eine tra­gi­sche Ballade, in den die Brücknersleute ver­geb­lich auf ihren im Zug befind­li­chen Sohn war­ten und viel­mehr Zeuge des Unglücks wer­den, bis zu jenem Moment: »Und wie­der ist Nacht«.

Fazit

Es ist erstaun­lich, wie gut Kinder solch eine kom­ple­xe Situation mit einem sol­chen ver­gleichs­wei­se alter­tüm­li­chen Text ver­ste­hen, wenn die­ser gut illus­triert und ver­deut­licht wird. Das schät­ze ich an der Reihe “Poesie für Kinder” aus dem Kindermann Verlag, dass Weltliteratur durch die kind­ge­rech­te Aufbereitung qua­si für Jedermann zugäng­lich wird.

cover brueck-am-tay

Titel: Die Brück’ am Tay (Poesie für Kinder)
Autor: Fontane, Theodor
Illustrator: Krejtschi, Tobias
Genre: Kinderbuch
Lesealter: ab 5 Jahren
Seitenzahl: 24
Verlag: Kindermann Verlag

5/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 18802020 (Text / Illustration)

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