[Meinung] Ich will Geld!

cash 1169650 640Warum ist eine Diskussion entbrannt, ob Buchblogger sich für ihre Arbeit entlohnen lassen?

Diese Frage ging mir durch den Kopf, als ich so man­chen Artikel und so man­che Meinung zu die­sem Thema gele­sen habe und kann es mir nun nicht ver­knei­fen, eben­falls mei­nen Senf dazu­zu­ge­ben.

Ich glau­be, dass diver­se Agenturen Begehrlichkeiten bei eini­gen Bloggern geweckt haben. Es wur­de der ver­lo­cken­de Gedanke ein­ge­pflanzt, ein paar Euro zusätz­lich neben­her zu erwirt­schaf­ten. Und es hat einen Hauch davon, sein Hobby zum Beruf zu machen, wovon sicher­lich eini­ge träu­men.

Tatsächlich haben mich gleich­falls schon meh­re­re Agenturen kon­kret ange­spro­chen, ob ich mir eine Zusammenarbeit vor­stel­len kann. Immerhin, und das muss ich den Agenturen zugu­te­hal­ten, haben sich die Vertreter sehr gut mit mei­nem Blog aus­ein­an­der­ge­setzt und haben ganz gezielt gefragt. Ohne dass ich die Konditionen ken­ne, habe ich aller­dings in jedem Fall freund­lich aber bestimmt abge­lehnt.

Ich habe sogar schon von so man­chem Autor gele­sen, der sich wünscht, dass es Blogger gibt, die gegen den Einwurf klei­ne­rer Münzen Beiträge schrei­ben. Und bei so man­chem klei­nen Verlag habe ich immer wie­der den Eindruck, als wür­den die Pressevertreter es gern sehen, dass ich als Blogger exklu­siv für sie arbei­te. Auch in die­sen Fällen leh­ne ich dan­kend ab.

Übrigens (als klei­ne Anmerkung) geht es nicht nur dar­um, Rezensionen zu schrei­ben, son­dern auch aktiv an Blogtouren, Gewinnspielen, Autoreninterviews oder ähn­li­chem mit­zu­ma­chen.

Warum lehne ich alle Angebote kategorisch ab?

Wenn ich für das Schreiben Geld erhal­te, arbei­te ich gewerb­lich. Es sei denn, ich blei­be unter der “magi­schen” 410-Euro-Grenze. Ich stre­be aber nicht an, neben­be­ruf­lich tätig zu wer­den, da Nebentätigkeiten ange­zeigt wer­den müs­sen. Und das u.a. auch beim Arbeitgeber – und wie gern dürf­te er das sehen, dass ich mei­ne Freizeit nicht zur Erholung nutzt? Es gibt nicht weni­ge Berufe, wo das ein Problem sein kann, wenn man auf der einen Seite auf eine funk­tio­nie­ren­de Work-Life-Balance pocht, nur um dann neben­her zu arbei­ten.

Ich kann nicht mehr mei­ne Rezensionen da ver­öf­fent­li­chen, wo ich möch­te, son­dern bin auf den Blog beschränkt. Die meis­ten Plattformen ver­bie­ten es näm­lich, dass dort bezahl­te Produktvorstellungen gepos­tet wer­den. Das gilt ins­be­son­de­re für Amazon, Thalia und Facebook. Wie die Buchcommunities das hand­ha­ben ist unklar (ich habe auf Anhieb nichts in den AGBs gefun­den), aber ich kann mir vor­stel­len, dass man das dort eben­falls nicht ger­ne sieht.

Ich kann mich selbst nicht von einer Befangenheit frei­spre­chen. Kann ich ein Buch wirk­lich nega­tiv bewer­ten, wenn ich dafür Geld erhal­te? Nein, ich den­ke nicht, denn schon jetzt gebe ich manch­mal einen “Selfpublisher-Bonus” (den ich dann auch expli­zit in der Rezension erwäh­ne) und glau­be nicht, dass sich jemand davon gänz­lich frei­spre­chen kann, dass er bei bezahl­ten Bewertungen nicht zu gut bewer­tet.

Meine Lösung

Es gibt die bewähr­te Praxis, dass Buchbloggern ein Buch zur Verfügung gestellt wird und er es nach Gutdünken bewer­ten kann. Mir wer­den also Bücher zur Verfügung gestellt und ich kann mehr oder min­der damit machen, was ich möch­te. Mir machen die Pressevertreter kei­nen Vorgaben wo und wie ich das Buch vor­zu­stel­len habe. Dies ist eine Grundvoraussetzung, damit ich einen Beitrag nicht als Werbung dekla­rie­ren muss.

Zusätzlich ist in etwa die Hälfte der von mir gele­se­nen Bücher ein Rezensionsexemplar, die ande­re Hälfte kau­fe ich mir selbst.

Das höchs­te der Gefühle (und selbst das sehen man­che kri­tisch) ist die Schaltung von Affiliate-Links zu Amazon und ein Google-Werbebanner in der Seitenleiste. Beides bringt pro Jahr aber nicht mehr als 200 bis 300 Euro. Wohlgemerkt pro Jahr und nicht pro Monat.

Ich habe übri­gens Anfang 2018 den Artikel “Der Buchblogger und das deut­sche Recht” ver­öf­fent­licht, der gleich­falls die Thematik beleuch­tet.

Ich fin­de es irgend­wie wit­zig, wie sehr die Stimmung inner­halb der Blogger-Szene schwankt. Mal steht die Werbung am Pranger, dann wabert eine Rezensionsexemplar-Ablehnungswelle durch die Blogs und nun gibt es genau die gegen­tei­li­gen Stimmen, die ihr Hobby gern bezahlt sehen möch­ten.

Ich habe zwar noch nicht aus­ge­rech­net, wie­viel Euro ich durch den Erhalt der Rezensionsexemplare erhal­te, aber es dürf­te sich durch­aus sum­mie­ren und ermög­licht mir, die­ses Hobby in die­ser Form aus­zu­üben. Ein höhe­rer Anspruch im Sinne eines Buchinfluencers passt mei­nes Erachtens nicht zu die­sem Medium. Wer mit dem Bloggen Geld ver­die­nen möch­te, soll­te nicht über Bücher schrei­ben.


 

 

7 Kommentare

  1. Hi Frank,

    schön auch dei­ne Meinung zu dem Thema zu sehen.

    Ich mag Geld auch nicht mit dem Bloggen ver­bin­den – ich wür­de zwar mei­ne Meinung nicht posi­ti­ver schrei­ben, also Bücher posi­ti­ver bewer­ten (glau­be ich), aber ich hab dann eben auch das Gefühl von “Arbeit” und das möch­te ich nicht.
    Auch was steuerlich/rechtlich mit dran­hängt, ist mir viel zu stres­sig 😀

    Manche sagen ja, dass schon allei­ne das Erhalten von Rezensionsexemplaren ange­mel­det wer­den müss­te, weil es ein geld­wer­ter Vorteil ist. Mir hat aller­dings jemand gesagt, wenn ich nicht drauf ange­wie­sen bin, wäre das noch eine Grauzone. Soll hei­ßen, ich wür­de genau­so wei­ter­le­sen und blog­gen, wenn ich kei­ne Rezi-Exemplare bekä­me.
    An sich hängt ja an Rezensionsexemplaren schon die Forderung dar­an, eine Rezension zu ver­öf­fent­li­chen und auch in einem gewis­sen Zeitraum. Mehr aber eben nicht. Auf mehr wür­de ich auch nicht ein­ge­hen, weder vor­ge­ge­be­ne Texte noch Sterneanzahl oder ähn­li­ches.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,

      ja, das stimmt natür­lich, dass sich ein bezahl­tes Hobby dann plötz­lich wie Arbeit anfühlt und man dann zusätz­lich in die Situation kom­men kann, Bücher vor­stel­len zu müs­sen, die man gar nicht hat lesen wol­len.

      Bei den Rezensionsexemplaren habe ich schon vie­le Berichte von Juristen gele­sen, die uni­so­no sagen, dass es kein geld­wer­ter Vorteil und auch kei­ne Werbung ist, solan­ge kei­ne Bedingungen dar­an geknüpft sind. Den gro­ßen Verlagen reicht es auch, wenn das Buch “nur” auf dem Blog und der Verlagsseite vor­ge­stellt wird. Es ist kei­ne Bedingung die Rezension auch woan­ders zu pos­ten.
      Von daher sehe ich das recht gelas­sen und füh­le mich auch nicht genö­tigt, sol­che Bücher bes­ser (oder schlech­ter, was es ja auch gibt) als ande­re zu bewer­ten.

      Viele Grüße
      Frank

      1. Ah, end­lich mal jemand, der da mit mir einer Meinung ist 🙂
        Ich höre von den meis­ten immer gegen­tei­li­ges, aber ich sehe das so, wie “wir” das machen, auch als rela­tiv locker und ohne kon­kre­te Bindung.
        Wenn man mei­nen Blog ver­folgt kann man ja durch­aus sehen, dass ich Rezi-Exemplare genau­so kri­tisch bewer­te wie die ande­ren Bücher, da gibt es auch immer wie­der “nega­ti­ve” Kritik wie bei allen ande­ren Büchern auch.

        1. Ich weiß ehr­lich gesagt auch gar nicht, wes­halb sich so vie­le davor scheu­en, eine kri­ti­sche Meinung zu äußern. Viele Autoren (ja, ich weiß, nicht alle) sind über eine ernst­haf­te Kritik froh – vor allem die Selbstverleger. Und natür­lich kann der Leser mal von einem Werk ent­täuscht sein – das wis­sen aber für gewöhn­lich alle, auch die Autoren und Verlagsmitarbeiter.

          Ich glau­be, oft­mals neh­men man­che ihr Hobby viel zu ernst – dabei soll lesen ja ent­span­nen und/oder ein­fach mal den Alltag ver­ges­sen las­sen … 😉

  2. Hallo,

    “Ich will Geld”, bis dahin war ich auf jeden Fall mal ganz bei dir. 😉

    Ja, ich habe jetzt auch schon eini­ges aus ver­schie­de­nen Ecken und Winkeln ver­schie­de­ne Meinungen dazu gehört.

    Ich habe schon mal (ganz kurz) für eine Agentur gebloggt, aller­dings ohne Bezahlung. Das war mehr so ein “Wir schi­cken dir Bücher und du machst bei Aktionen mit”-Ding, und da habe ich schon schnell fest­ge­stellt: nee, das ist nicht meins. Bei zu viel Blogtouren und Aktionen kriegt mein Hirn die Krise – zu viel geball­ter Sozialkontakt.

    Ich möch­te auch kein Geld für mei­ne Bloggerei. Da wür­de ich mich zu sehr unter Druck gesetzt füh­len, dass der Geldgeber natür­lich ger­ne eine *posi­ti­ve* Rezension sehen wür­de. Affiliate-Links mache ich (aller­dings nicht mehr von Amazon), aber das bringt selbst auf­grun­det qua­si gar nix und ich füh­le mich daher auch zu nix ver­pflich­tet.

    Ich wür­de jetzt nie­man­den an den Pranger stel­len, der sagt “Ich möch­te aber bezahlt wer­den!”, solan­ge er das deut­lich kenn­zeich­net und sich offen­sicht­lich bemühlt, die Bücher trotz­dem fun­diert und auch mal kri­tisch zu bespre­chen. Aber für mich ist das nichts.

    LG,
    Mikka

    1. Hallo Mikka,

      ich glau­be, dass ein Großteil der Blogger nichts gegen mehr Geld ein­zu­wen­den hat, dann aber doch lie­ber beim unent­gelt­li­chen blog­gen bleibt. Aber natür­lich kann das jeder so hand­ha­ben, wie er möch­te, auch wenn ich nicht glau­be, dass da viel bei rum­kom­men wür­de, wenn der Blogger bezahlt wird – wenn die Autoren schon nicht viel Geld für ihr Schreiben erhal­ten, dann wer­den die Blogger sie sicher­lich nicht top­pen 😉

      Viele Grüße
      Frank

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