Warum ist eine Diskussion entbrannt, ob Buchblogger sich für ihre Arbeit entlohnen lassen?
Diese Frage ging mir durch den Kopf, als ich so manchen Artikel und so manche Meinung zu diesem Thema gelesen habe und kann es mir nun nicht verkneifen, ebenfalls meinen Senf dazuzugeben.
Ich glaube, dass diverse Agenturen Begehrlichkeiten bei einigen Bloggern geweckt haben. Es wurde der verlockende Gedanke eingepflanzt, ein paar Euro zusätzlich nebenher zu erwirtschaften. Und es hat einen Hauch davon, sein Hobby zum Beruf zu machen, wovon sicherlich einige träumen.
Tatsächlich haben mich gleichfalls schon mehrere Agenturen konkret angesprochen, ob ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann. Immerhin, und das muss ich den Agenturen zugutehalten, haben sich die Vertreter sehr gut mit meinem Blog auseinandergesetzt und haben ganz gezielt gefragt. Ohne dass ich die Konditionen kenne, habe ich allerdings in jedem Fall freundlich aber bestimmt abgelehnt.
Ich habe sogar schon von so manchem Autor gelesen, der sich wünscht, dass es Blogger gibt, die gegen den Einwurf kleinerer Münzen Beiträge schreiben. Und bei so manchem kleinen Verlag habe ich immer wieder den Eindruck, als würden die Pressevertreter es gern sehen, dass ich als Blogger exklusiv für sie arbeite. Auch in diesen Fällen lehne ich dankend ab.
Übrigens (als kleine Anmerkung) geht es nicht nur darum, Rezensionen zu schreiben, sondern auch aktiv an Blogtouren, Gewinnspielen, Autoreninterviews oder ähnlichem mitzumachen.
Warum lehne ich alle Angebote kategorisch ab?
Wenn ich für das Schreiben Geld erhalte, arbeite ich gewerblich. Es sei denn, ich bleibe unter der “magischen” 410-Euro-Grenze. Ich strebe aber nicht an, nebenberuflich tätig zu werden, da Nebentätigkeiten angezeigt werden müssen. Und das u.a. auch beim Arbeitgeber – und wie gern dürfte er das sehen, dass ich meine Freizeit nicht zur Erholung nutzt? Es gibt nicht wenige Berufe, wo das ein Problem sein kann, wenn man auf der einen Seite auf eine funktionierende Work-Life-Balance pocht, nur um dann nebenher zu arbeiten.
Ich kann nicht mehr meine Rezensionen da veröffentlichen, wo ich möchte, sondern bin auf den Blog beschränkt. Die meisten Plattformen verbieten es nämlich, dass dort bezahlte Produktvorstellungen gepostet werden. Das gilt insbesondere für Amazon, Thalia und Facebook. Wie die Buchcommunities das handhaben ist unklar (ich habe auf Anhieb nichts in den AGBs gefunden), aber ich kann mir vorstellen, dass man das dort ebenfalls nicht gerne sieht.
Ich kann mich selbst nicht von einer Befangenheit freisprechen. Kann ich ein Buch wirklich negativ bewerten, wenn ich dafür Geld erhalte? Nein, ich denke nicht, denn schon jetzt gebe ich manchmal einen “Selfpublisher-Bonus” (den ich dann auch explizit in der Rezension erwähne) und glaube nicht, dass sich jemand davon gänzlich freisprechen kann, dass er bei bezahlten Bewertungen nicht zu gut bewertet.
Meine Lösung
Es gibt die bewährte Praxis, dass Buchbloggern ein Buch zur Verfügung gestellt wird und er es nach Gutdünken bewerten kann. Mir werden also Bücher zur Verfügung gestellt und ich kann mehr oder minder damit machen, was ich möchte. Mir machen die Pressevertreter keinen Vorgaben wo und wie ich das Buch vorzustellen habe. Dies ist eine Grundvoraussetzung, damit ich einen Beitrag nicht als Werbung deklarieren muss.
Zusätzlich ist in etwa die Hälfte der von mir gelesenen Bücher ein Rezensionsexemplar, die andere Hälfte kaufe ich mir selbst.
Das höchste der Gefühle (und selbst das sehen manche kritisch) ist die Schaltung von Affiliate-Links zu Amazon und ein Google-Werbebanner in der Seitenleiste. Beides bringt pro Jahr aber nicht mehr als 200 bis 300 Euro. Wohlgemerkt pro Jahr und nicht pro Monat.
Ich habe übrigens Anfang 2018 den Artikel “Der Buchblogger und das deutsche Recht” veröffentlicht, der gleichfalls die Thematik beleuchtet.
Ich finde es irgendwie witzig, wie sehr die Stimmung innerhalb der Blogger-Szene schwankt. Mal steht die Werbung am Pranger, dann wabert eine Rezensionsexemplar-Ablehnungswelle durch die Blogs und nun gibt es genau die gegenteiligen Stimmen, die ihr Hobby gern bezahlt sehen möchten.
Ich habe zwar noch nicht ausgerechnet, wieviel Euro ich durch den Erhalt der Rezensionsexemplare erhalte, aber es dürfte sich durchaus summieren und ermöglicht mir, dieses Hobby in dieser Form auszuüben. Ein höherer Anspruch im Sinne eines Buchinfluencers passt meines Erachtens nicht zu diesem Medium. Wer mit dem Bloggen Geld verdienen möchte, sollte nicht über Bücher schreiben.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.
Hi Frank,
schön auch deine Meinung zu dem Thema zu sehen.
Ich mag Geld auch nicht mit dem Bloggen verbinden – ich würde zwar meine Meinung nicht positiver schreiben, also Bücher positiver bewerten (glaube ich), aber ich hab dann eben auch das Gefühl von “Arbeit” und das möchte ich nicht.
Auch was steuerlich/rechtlich mit dranhängt, ist mir viel zu stressig 😀
Manche sagen ja, dass schon alleine das Erhalten von Rezensionsexemplaren angemeldet werden müsste, weil es ein geldwerter Vorteil ist. Mir hat allerdings jemand gesagt, wenn ich nicht drauf angewiesen bin, wäre das noch eine Grauzone. Soll heißen, ich würde genauso weiterlesen und bloggen, wenn ich keine Rezi-Exemplare bekäme.
An sich hängt ja an Rezensionsexemplaren schon die Forderung daran, eine Rezension zu veröffentlichen und auch in einem gewissen Zeitraum. Mehr aber eben nicht. Auf mehr würde ich auch nicht eingehen, weder vorgegebene Texte noch Sterneanzahl oder ähnliches.
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
ja, das stimmt natürlich, dass sich ein bezahltes Hobby dann plötzlich wie Arbeit anfühlt und man dann zusätzlich in die Situation kommen kann, Bücher vorstellen zu müssen, die man gar nicht hat lesen wollen.
Bei den Rezensionsexemplaren habe ich schon viele Berichte von Juristen gelesen, die unisono sagen, dass es kein geldwerter Vorteil und auch keine Werbung ist, solange keine Bedingungen daran geknüpft sind. Den großen Verlagen reicht es auch, wenn das Buch “nur” auf dem Blog und der Verlagsseite vorgestellt wird. Es ist keine Bedingung die Rezension auch woanders zu posten.
Von daher sehe ich das recht gelassen und fühle mich auch nicht genötigt, solche Bücher besser (oder schlechter, was es ja auch gibt) als andere zu bewerten.
Viele Grüße
Frank
Ah, endlich mal jemand, der da mit mir einer Meinung ist 🙂
Ich höre von den meisten immer gegenteiliges, aber ich sehe das so, wie “wir” das machen, auch als relativ locker und ohne konkrete Bindung.
Wenn man meinen Blog verfolgt kann man ja durchaus sehen, dass ich Rezi-Exemplare genauso kritisch bewerte wie die anderen Bücher, da gibt es auch immer wieder “negative” Kritik wie bei allen anderen Büchern auch.
Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, weshalb sich so viele davor scheuen, eine kritische Meinung zu äußern. Viele Autoren (ja, ich weiß, nicht alle) sind über eine ernsthafte Kritik froh – vor allem die Selbstverleger. Und natürlich kann der Leser mal von einem Werk enttäuscht sein – das wissen aber für gewöhnlich alle, auch die Autoren und Verlagsmitarbeiter.
Ich glaube, oftmals nehmen manche ihr Hobby viel zu ernst – dabei soll lesen ja entspannen und/oder einfach mal den Alltag vergessen lassen … 😉
Ja, das “zu ernst nehmen” schleicht sich aber irgendwie ein, das hab ich an mir auch gemerkt ^^ Aber ich hab davon auch wieder Abstand bekommen 🙂
Hallo,
“Ich will Geld”, bis dahin war ich auf jeden Fall mal ganz bei dir. 😉
Ja, ich habe jetzt auch schon einiges aus verschiedenen Ecken und Winkeln verschiedene Meinungen dazu gehört.
Ich habe schon mal (ganz kurz) für eine Agentur gebloggt, allerdings ohne Bezahlung. Das war mehr so ein “Wir schicken dir Bücher und du machst bei Aktionen mit”-Ding, und da habe ich schon schnell festgestellt: nee, das ist nicht meins. Bei zu viel Blogtouren und Aktionen kriegt mein Hirn die Krise – zu viel geballter Sozialkontakt.
Ich möchte auch kein Geld für meine Bloggerei. Da würde ich mich zu sehr unter Druck gesetzt fühlen, dass der Geldgeber natürlich gerne eine *positive* Rezension sehen würde. Affiliate-Links mache ich (allerdings nicht mehr von Amazon), aber das bringt selbst aufgrundet quasi gar nix und ich fühle mich daher auch zu nix verpflichtet.
Ich würde jetzt niemanden an den Pranger stellen, der sagt “Ich möchte aber bezahlt werden!”, solange er das deutlich kennzeichnet und sich offensichtlich bemühlt, die Bücher trotzdem fundiert und auch mal kritisch zu besprechen. Aber für mich ist das nichts.
LG,
Mikka
Hallo Mikka,
ich glaube, dass ein Großteil der Blogger nichts gegen mehr Geld einzuwenden hat, dann aber doch lieber beim unentgeltlichen bloggen bleibt. Aber natürlich kann das jeder so handhaben, wie er möchte, auch wenn ich nicht glaube, dass da viel bei rumkommen würde, wenn der Blogger bezahlt wird – wenn die Autoren schon nicht viel Geld für ihr Schreiben erhalten, dann werden die Blogger sie sicherlich nicht toppen 😉
Viele Grüße
Frank