[Meinung] Immer auf der Suche

Unabhängig von der Qualität der geschrie­be­nen Texte, wird so man­cher Buchblogger als Kuschelblogger bezeich­net, weil die Rezensionen durch­gän­gig zu posi­tiv aus­fal­len. Ist es wirk­lich so unver­ständ­lich, dass Buchblogger ten­den­zi­ell posi­tiv bewer­ten?

Ich hat­te es bis­her mehr als logi­sche Konsequenz des Buchblogger-Daseins betrach­tet. Aber mei­ne Logik scheint nicht für jeden nach­voll­zieh­bar zu sein, wes­halb ich einen kur­zen Blick dar­auf wer­fe, wie man­che Buchblogger zu ihrem Lesestoff gelan­gen. Ja, ich schrei­be “man­chen”, denn hin­ter jedem Buchblog steckt ein Mensch und wie Menschen nun ein­mal sind, so tickt jeder anders. Und da es beim Bloggen (anders als beim Journalismus) kei­ne Konventionen oder Richtlinien gibt, kocht jeder sein eige­nes Süppchen, wodurch die Vielfalt sehr hoch, die Buchbloggerszene sehr bunt und wes­halb eine Verallgemeinerung in der Regel auch nicht zutref­fend ist.

Wie es sich für einen rich­ti­gen Buchverrückten gehört, bin ich nicht nur auf ande­ren Buchblogs unter­wegs, son­dern auch auf vie­len Webseiten der Verlage. Dabei nicht nur auf denen der gro­ßen Verlage, son­dern auch immer wie­der auf klei­nen Verlagsseiten. Dass ich nicht in den sozia­len Medien ver­tre­ten bin, habe ich schon hin­läng­lich beschrie­ben und auch die Gründe dafür genannt. Und wenn ich mir die Medien so anschaue, dann ist kei­ne Besserung in Sicht. Zudem hat es den sehr gro­ßen Vorteil, direkt in die Verlagsprogramme zu schau­en und sich nur auf das zu ver­las­sen, was die Marketing-Manager in den Medien ver­öf­fent­li­chen, weil nicht immer alle Titel bewor­ben wer­den, die­se mich aber durch­aus anspre­chen.

Natürlich stel­len ande­re Blogger ihre kom­men­den Monatshighlights vor, aber es gibt lei­der nicht so vie­le Blogs, die mei­nen Lesevorlieben ent­spre­chen. Gerade gute Horror-Bücher sind nur schwer aus­fin­dig zu machen. Und so ver­brin­ge ich sehr viel Zeit mit Sichten und Sortieren.

So rich­tig auf­ge­fal­len ist mir das kürz­lich, als ich unge­wöhn­lich vie­le Anfragen von Autoren erhal­te habe. Ja, es gibt den Anfragen immer wie­der Copy&Paste-Texte, aber auch vie­le indi­vi­du­el­le. Und wenn sich Autoren die Mühe machen und schau­en, ob ihr Buch zu mei­nen Lesevorlieben pas­sen, dann schaue ich durch­aus in die Leseprobe, was der Autor bis­her ver­öf­fent­licht hat, wie die Bücher bis­her ange­kom­men sind, usw. usf.

Dieses sehr inten­si­ve Auseinandersetzen mit der Buchauswahl hat zur Folge, dass ich oft­mals Bücher links lie­gen las­se, die nur even­tu­ell mei­nen Geschmack tref­fen. Und das gilt auch für Bücher, die mei­ne bevor­zug­ten Verlage ver­öf­fent­li­chen. Und das ist auch der Grund, wes­halb ich vie­le Anfragen ableh­nen muss – neben der zeit­li­chen Eingeschränkung natür­lich.

Selbstredend wer­de ich trotz­dem von so man­chem Werk ent­täuscht und ich gehö­re auch zu den Bloggern, die auch Negativmeinungen ver­öf­fent­li­chen, auch gern mal ein Buch ver­rei­ßen und auch dar­über berich­ten, wenn ein Buch abge­bro­chen wur­de. Ja, ich glau­be ein Großteil der Blogger scheut sich, eine Negativkritik zu ver­öf­fent­li­chen und sicher­lich gibt es auch eini­ge, die Rezensionen schö­ni­gen, was vor allem dann der Fall ist, wenn die Bindung zum Autor oder zum Verlag ver­gleichs­wei­se eng ist. Davon kann sich ver­mut­lich nie­mand so rich­tig frei­ma­chen, auch ich nicht. Aber den­noch ver­su­che ich soviel “sub­jek­ti­ve Objektivität” in mei­ne Rezensionen ein­flie­ßen zu las­sen, dass ich immer eine ehr­li­che Meinung wie­der­ge­be.

In Summe schützt mich die­se inten­si­ve Vorauswahl vor grö­ße­ren und mehr­fa­chen Ausfällen, so dass mein Wertungsdurchschnitt über alle Rezensionen hin­weg posi­tiv aus­fällt. Wenn ich einen Durchschnitt über alle Rezensionen zie­he, dann lan­de ich ver­mut­lich irgend­wo bei vier von fünf Sternen (dar­um ver­ge­be ich Sterne).

In mei­nen Augen soll­te das eine logi­sche Konsequenz sein, denn jemand, der durch die Reihe sei­ne gele­se­nen Bücher nega­tiv bewer­tet, macht sicher­lich etwas falsch oder neigt zur Selbstgeißelung oder mag es, die Werke ande­rer in der Luft zu zer­rei­ßen. Auch das mag es geben, aller­dings eher auf Bewertungsplattformen, natür­lich in den sozia­len Medien und Online-Shops und weni­ger bei Buchbloggern.

Ich inves­tie­re sehr viel Zeit in die Buchauswahl (sogar mehr als in das Stöbern bei ande­ren Bloggern) und ich wer­de auch wei­ter­hin viel Zeit inves­tie­ren, um neue (aber auch älte­re) Bücher aus­fin­dig zu machen, die mei­nem Lesegeschmack ent­spre­chen und sorg­fäl­tig aus­wäh­len, wel­che Bücher ich mir vor­neh­men wer­de, in der Hoffnung, auch wie­der­um eine gute oder sehr gute Bewertung abge­ben zu kön­nen.

5 Kommentare

  1. Ich glau­be eben­falls, dass wah­re Bücherwürmer vor­her ganz genau hin­se­hen, was sie sich ins Haus holen. Wenn ich man­che SuBs sehe, bin ich zwar nicht ganz so sicher 😉 aber ich gehe ein­fach mal davon aus. Heißt natür­lich nicht, dass man nicht auch mal dane­ben­liegt. Ich schrei­be ganz gern, aber nur kurz, war­um ich ein Buch abge­bro­chen habe, schon allein um für mich eine Übersicht dar­über zu haben. Allerdings erin­ne­re ich mich, dass die­ses Thema vor Jahren schon ein­mal auf­ge­kom­men ist. Damals gab es vie­le, die ein­fach ihre Zeit dafür nicht her­ge­ben woll­ten, nega­ti­ve Rezensionen zu schrei­ben. Und eini­ge woll­ten nur über ihre “Wohlfühlbücher” berich­ten. Die Einstellung fin­de ich nicht ver­kehrt, wenn auch scha­de. Heute aber, so als Vergleich, gibt es lei­der sehr vie­le Blogger, die sich ein­fach nicht trau­en. Es gab vor nicht all­zu lan­ger Zeit sogar Diskussionen dar­über, ob man “das darf”. Und es wird, so mein Gefühl, von man­chen Verlagen/Autoren eini­ger Druck auf­ge­baut, so nach dem Motto “wenn du nicht, dann eben kei­ne Bücher mehr”. Allerdings wüss­te ich an der Stelle ganz genau, wie mei­ne Wahl aus­fie­le. Da aber auch Social Media eine nicht ganz unwe­sent­li­che Rolle dabei spielt, scheint die Entscheidung nicht (mehr) ganz so ein­fach zu sein. Mit ein Grund, war­um ich mich auch größ­ten­teils zurück­ge­zo­gen habe.
    Ich bin grund­sätz­lich für nega­ti­ve Kritik, wenn (!) sie kon­struk­tiv begrün­det wird. Bloße Verrisse ohne Inhalt fin­de ich doof.

    1. Hi Soleil,
      ja, mir sind auch schon eini­ge Blogger unter­ge­kom­men, die nur emp­feh­lens­wer­te Bücher auf ihren Blogs vor­stel­len. Und klar kann ich das nach­voll­zie­hen, wobei ich per­sön­lich noch nie von irgend­wem ange­spro­chen wur­de, weil ich ein Buch zu schlecht bewer­tet habe. Ganz im Gegenteil waren eini­ge Autoren eher erfreut, eine ehr­li­che Kritik zu lesen zu bekom­men, weil solch ein Feedback ja durch­aus auch sehr hilf­reich sein kann.

      Allerdings habe ich bei dem ein oder ande­ren klei­nen Verlag gemerkt, dass die ungern mit kri­ti­schen Bloggern zusam­men­ar­bei­ten. Aber das neh­me ich dann eben als gege­ben hin. Das ist dann halt so. Die Buchwelt ist viel­sei­tig genug, als dass ich mich als Leser glück­li­cher­wei­se nicht ein­schrän­ken las­sen zu muss.

      Grundsätzlich glau­be ich aber immer noch, dass die meis­ten Leser (vor allem die nicht-blog­gen­de Mehrheit) nicht intui­tiv Bücher kau­fen, son­dern sich vor­her infor­mie­ren, um eben nicht ent­täuscht zu wer­den.

      Viele Grüße
      Frank

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