Der Rat für deutsche Rechtschreibung gibt Empfehlungen aus, die (für gewöhnlich) für öffentliche Einrichtungen und Schulen als Grundlage genommen werden. In seiner Sitzung vom 26.03.2021 hat der Rat für deutsche Rechtschreibung bekräftigt, dass das Gendern “eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe [ist], die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann.”
Entgegen dieser Empfehlung gibt es aber viele Institutionen, die ihre Mitarbeiter dazu zwingen, eine geschlechterneutrale Sprache zu verwenden. Leider oftmals ohne Hilfsmittel den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in die Hand zu geben, denn mit dem “Gendersternchen” ist es bekanntlich nicht getan, denn oftmals müssen Ausdrücke gänzlich vermieden bzw. umgangen werden.
In der aktuellen GEO (Ausgabe 09/2021) ist das Gendern das Titelthema. Dort wird das Thema aufgegriffen, in meinen Augen in dem Artikel selbst aber zu oberflächlich behandelt. Das anschließende Interview zwischen den beiden Linguistinnen Ewa Trutkowski und Luise Pusch ist da schon deutlich aufschlussreicher. Es werden einige Beispiele genannt, wie z.B. dass aus dem Satz “Der erste Buchautor war eine Frau.” der Satz zu “Das erste Buch schrieb eine Frau.” umformuliert werden müsste oder dass Sätze wie “Die Lehrer der 9c stellten sich vor die Klasse.” gleichwertiger formuliert werden sollten: “Die Lehrerinnen und Lehrer der 9c stellten sich vor die Klasse.”
Etwas merkwürdig, dass die GEO-Redaktion sich dann zum Gendersternchen hat hinreißen lassen. Wie schlecht sich Artikel dann lesen, zeigt die Redaktion ab der aktuellen Ausgabe. Und tut sich gleichzeitig schwer, Texte geschlechterneutral umzuformulieren. Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Nachrichtensprecher im ZDF mit der Genderpause arbeiten und sich andauernd verhaspeln oder gleich die weibliche Form wählen, während in der ARD immer beide Formen verwendet werden (so wie es auch sein sollte)?
Je mehr Versuche unternommen werden, geschlechterneutral Texte zu formulieren, umso deutlicher wird es, dass das Thema schon längst zum Politikum geworden ist (siehe auch meinen letzten Beitrag zu diesem Thema).
Deshalb bleibe ich dabei. Anstelle des Gendersterns sollte der Schrägstrich verwendet werden, noch besser ist die Doppelnennung.
Alle Texte zu diesem Thema finden sich auf einer eigenen Seite.
Ich zeige nun noch ein paar kreative Lösungen, wie andernorts gegendert wird bzw. welche Vorschläge es noch gibt, eine gendergerechte Sprache zu etablieren.
Der Genderpunkt bzw. der Genderdoppelpunkt
Es wird anstelle des Schrägstriches wie z.B. in die Leser/innen ein Punkt verwendet: Die Leser.innen oder die Leser:innen. Wie jemand auf diese Idee gekommen ist, erscheint schleierhaft. Vorteile sind auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Dennoch sehe ich diesen Doppelpunkt immer öfter.
Der Gendermediopunkt
Es wird ein Mittelpunkt verwendet, so dass es die Leser·innen gibt. Das Problem ist mehr als offensichtlich. Diesen Mittelpunkt gibt es im Deutschen gar nicht und ist nur schwer zu sehen. Das gilt im übrigen für alle Sonderzeichen, die die Kreativen auf diversen Tastaturen entdecken.
Es macht wenig Sinn, ein Zeichen in die deutsche Sprache einführen zu wollen, das es auf der Tastatur nicht gibt.
Das Gender‑X
Als Endung wird einfach ein “x” verwendet. Anstelle der Leserinnen und Leser gibt es die Leserx. Wie solche Texte klingen, wenn sie vorgelesen werden, mag jeder selbst ausprobieren. Ein mehr als fragwürdiger Vorschlag, der bei den schwierigen Worten noch weniger anwendbar ist, oder kann sich jemand vorstellen, dass es “Ärztxes” gibt?
Generisches Femininum (Leipziger Lösung)
Hierbei wird einfach aus dem generischen Maskulin ein generisches Femininum gebildet. Die Idee dahinter: Mit Begriffen wie “die Leserinnen” sind auch die männlichen Leser gemeint. Eine typisch nicht zu Ende gedachte Idee, denn diese Lösung verstößt gleichfalls gegen die Geschlechtergerechtigkeit. Wie kann jemand meinen, dass das generische Maskulin diskriminiert und das generische Femininum nicht? Ein geschlechtergerechte Sprache ist so auch nicht möglich.
Nun könnte man dem eins aufsetzen und sowohl das Femininum und Maskulinum komplett streichen, so dass es “das Leser” und “das Hörer” gibt. Am Ende ebenso unpraktikabel.
Kombinationen
Ganz pfiffige versuchen verschiedene Genderungen miteinander zu kombinieren. Daraus entstehen dann Konstrukte in der Schrift, wie z.B. “dier* Leser*in” oder “d_ier Hörer_in”, die sich dann allerdings nicht mehr vorlesen lassen. Ich frag mich nur, wie jemand auf solche Ideen kommen kann?
Soweit die bekanntesten Ideen, geschlechterneutral Texte zu formulieren, wobei all diese Idee nicht die anderen Teile der Sprache aufgreifen, in denen das Maskulinum in der deutschen Sprache fest verankert ist (wie z.B. in “jemand”).
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.