Dieses Thrillerdebüt fängt recht vielversprechend an und gibt ein hohes Erzähltempo vor. Aus zwei Perspektiven wird das zentrale Ereignis des Flugzeugabsturzes angegangen und der Leser weitestgehend unwissend gehalten.
Konstruktion
Nach diesem rasanten Einstieg wird leider schnell das Tempo gedrosselt und es entwickelt sich ein Mutter-Tochter-Drama, denn um nichts anderes handelt es sich bei den beiden Perspektiven. Aus der jeweiligen Ich-Perspektive wird das Verhältnis der beiden aufgedröselt und ganz langsam kommt der Leser dahinter, was hinter der Geschichte steckt. Das geringe Erzähltempo wird dabei in meinen Augen auch nicht dadurch erhöht, in dem Jessica Berry gern kurze Sätze und kurze Kapitel als Stilmittel nutzt.
Wenn der Leser weiß, dass da etwas sein muss und ihm bewusst die fehlenden Puzzleteile vorenthalten werden, um darauf zukommen, was das Geheimnis ist, so kann das durchaus störend sein. Es besteht eben ein Unterschied darin, ob ich als Leser heimelig einer Erzählung folge und dann urplötzlich von der Wendung überrascht werde oder ob ich weiß, dass es eine geben muss und ich nur darauf warte.
Zudem konstruiert die Autorin zu viele Handlungselemente um ihre Geschichte und es klaffen große Logiklücken auf. Für gewöhnlich lasse ich es zu, dass Autoren sich abseits der Logik bewegen, so dass es hier nur ein weiterer Faktor ist, weshalb mich dieser Thriller nicht erreichen konnte.
Fazit
Zuerst sollte ich wohl erwähnen, dass dieser Roman mehr Drama als Thriller ist. Ich kann zwar nachvollziehen, dass manche Bücher keinem Genre zugeordnet werden können, aber dann wäre es besser gewesen, dieses Buch einfach nur als Roman zu bezeichnen. Das führte natürlich zu einer falschen Erwartungshaltung meinerseits, wobei ich leider nicht positiv überrascht wurde, sondern die gesamte Erzählung mehr langweilig als spannend empfand. Da das Buch aber viele positive Kritiken erhält, bin ich als Vielleser entweder zu abgestumpft oder aber nicht empfänglich für solche Mutter-Tochter-Beziehungsromane.
Übrigens …
Dieses Buch hat mich sehr an „Perfect Girlfriend“ erinnert. Ebenfalls als Thriller beworben, stellte es sich gleichfalls als „Niete“ heraus, die kaum überzeugen kann. Aber auch in diesem Fall gibt es zahlreiche Leser, die sich vom Buch haben begeistern lassen können. So unterschiedlich sind eben die Geschmäcker.
Titel: Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
Autor: Barry, Jessica
Genre: Thriller
Seitenzahl: 432
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Originaltitel: Freefall
Übersetzer: Susanne Goga-Klinkenberg
Herkunft: England
Jahr: 2019 (org./dt.)
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise im Rahmen einer Lovelybooks-Leserunde vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.