[Dystopie] Die Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tiefen, tiefen Wald

Im Original heißt das Buch »The Girl in Red« (also so viel wie „Das Mädchen in Rot“) und nicht »The Little Red Riding Hood« (die eng­li­sche Übersetzung für Rotkäppchen). Und das hat einen Grund. Mal davon abge­se­hen, dass eine jun­ge Frau mit einem roten Kapuzenumhang im Mittelpunkt steht, die abseits der Straßen auf dem Weg zu ihrer Großmutter ist, hat die­ses Buch mit dem Original-Rotkäppchen nichts gemein (es sei denn der Leser mag anfan­gen zu inter­pre­tie­ren und Analogien zu suchen und zu fin­den).

Dieses Buch ist viel­mehr eine Dystopie, die von gleich zwei Katastrophen ver­ur­sacht wur­de. Zum einen eine klas­si­sche Pandemie, bei der die Menschen anfan­gen zu hus­ten und zu ster­ben. Und zum ande­ren etwas, dass dem Leser ab zir­ka Mitte des Buchs begeg­net und ich hier nicht wei­ter aus­füh­re, um nicht zu spoi­lern. Christina Henry erzählt die Geschichte zwei­glei­sig. Zum einen im Hier und Jetzt und zum ande­ren in der jün­ge­ren Vergangenheit. Damit baut sie einen Spannungsbogen zwi­schen den Ereignissen von Red in der Gegenwart und in der Vergangenheit auf. Und das sehr pas­send und span­nend geschrie­ben.

Ja, die jun­ge Frau heißt Red, was natür­lich ein Spitzname und mehr eine Anspielung als eine Adaption zum Märchen ist. Sie zudem schwarz (womit die Autorin auf die wei­ter­hin vor­han­de­nen gesell­schaft­li­chen Probleme der Schwarzen in den USA auf­merk­sam macht, was im Buch von ihr in meh­re­ren Szenen ver­deut­licht wird) und trägt eine Beinprothese. Diese Behinderung nimmt erstaun­lich viel Raum ein und die Autorin beschreibt ver­gleichs­wei­se aus­führ­lich von den Einschränkungen, die eine sol­che Prothese mit sich bringt.

Rot bleibt übri­gens auch Bestandteil des Buchs, denn es fließt wie­der ver­mehrt Blut und es kommt zu eini­gen (poten­ti­ell) ekel­er­re­gen­den Szenen. Wem die Bücher nach dem ers­ten Alice-Buch ein wenig zu seicht waren, kommt hier wie­der auf sei­ne Kosten, obgleich dies kein Kriterium für ein Buch sein soll­te. An die­ser Stelle viel­leicht die Anmerkung, dass die­ses Buch unab­hän­gig von allen ande­ren gele­sen wer­den kann, denn es gibt nur im Deutschen die­sen Zusammenschluss ihrer Bücher zu den »dunk­len Chroniken«.

Fazit

Ich mag den Schreibstil von Christina Henry. Und das erstaun­li­cher­wei­se unab­hän­gig von der erzähl­ten Geschichte. Sie kann eine Liebesgeschichte wie in »Die Chroniken der Meerjungfrau« eben­so gut erzäh­len wie »Die Chroniken von Rotkäppchen«. Dass dies kei­ne Märchen-Adaption ist, soll­te dem Leser mitt­ler­wei­le klar sein, so dass nie­mand mit fal­schen Erwartungen an das Buch her­an­ge­hen soll­te, was wie­der­um für ein vor­züg­li­ches Leseerlebnis sor­gen dürf­te.

achtung explizite gewaltdarstellung

⚠️Achtung⚠️Dieses Buch ent­hält expli­zi­te Beschreibungen von Gewalt und ist somit nicht für min­der­jäh­ri­ge oder zart besai­te­te Leser geeig­net.

buchcover

Titel: Die Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tie­fen, tie­fen Wald (Die dunk­len Chroniken, Band 6)
Autor: Henry, Christina
Genre: Dystopie
Seitenzahl: 400
Verlag: pen­hali­gon Verlag

5/5

Originaltitel: The Girl in Red
Übersetzer: Sigrun Zühlke
Herkunft: USA
Jahr: 2019 / 2022 (org./dt.)

Die ande­ren Bände der dunk­len Chroniken habe ich eben­falls auf mei­nem Blog vor­ge­stellt. Die ers­ten bei­den Alice-Bücher (Finsternis im Wunderland und Die schwar­ze Königin) gehö­ren zusam­men und erzäh­len eine fort­lau­fen­de Geschichte. Der ers­te Band war ein (sehr blu­ti­ges und bru­ta­les) Highlight, wäh­rend die Autorin in Band 2 sehr viel Tempo aus der Geschichte genom­men hat. Leider. Das drit­te Alice-Buch Dunkelheit im Spiegelland ent­hält vier Kurzgeschichten, die all jenen gefal­len könn­ten, denen der zwei­te Band nicht zu ruhig erzählt wur­de. Das vier­te Buch ist eine Eigeninterpretation der Peter-Pan-Geschichte, in der die Autorin den Leser einen voll­kom­men ande­ren Blick ins Nimmerland wer­fen lässt. “Die Chroniken der Meerjungfrau” ist im Gegensatz zu den ande­ren Büchern der Reihe ein Drama - das kam über­ra­schend, aber es ist den­noch gut geschrie­ben und lesens­wert.

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

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Ein Kommentar

  1. Auch wenn ich bis jetzt nur Alice von Christina Henry gele­sen habe (der zwei­te Teil liegt hier noch irgend­wo) hat mir die­ses auch echt gut gefal­len.
    Ist vom Prinzip als “etwas ande­rer Mashup” auch genau mein Ding. Ich war letzt auch über­rascht als ich gese­hen habe, wie vie­le Bücher es doch von ihr gibt. Sollte ich mir viel­leicht mal wie­der eins vor­neh­men…

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