[Fantasy] Papier & Blut: Die Chronik des Siegelmagiers 2

Ich mag Kapitel mit dem Titel „Was bis­her geschah“. Viele Verlage sträu­ben sich aus mir nicht ver­ständ­li­chen Gründen gegen eine kur­ze Zusammenfassung ver­gan­ge­ner Ereignisse. Dabei hat es den unbe­streit­ba­ren Vorteil, dass Kevin Hearne direkt in die Fortsetzung ein­stei­gen kann, ohne im Text Bezüge zum ers­ten Band ein­zu­bau­en, damit der Leser wie­der in der Welt der Siegelmagier Fuß fas­sen kann. Und so kommt es, dass ich sehr schnell wie­der an der Seite von Al, Buck und Nadia unter­wegs war.

Kevin Hearne kommt nicht los vom Eisernen Druiden. Er nimmt in die­sem Buch eine recht gewich­ti­ge Rolle ein, wobei die Auswirkungen vom Ende sei­nes eige­nen Abenteuers deut­lich zu spü­ren sind. Er ist näm­lich nicht mehr Atticus, son­dern Connor, dem zudem ein Arm fehlt und damit ein paar Tattoos, die bekannt­lich eine beson­de­re Bedeutung haben. (Falls jemand behin­der­te Menschen in der Literatur unter­re­prä­sen­tiert fühlt, so haben wir hier ein Positiv-Beispiel.) Und weil er und die Morrigan in die­sem Buch eine der­art gewich­ti­ge Rolle ein­neh­men, bin ich im zwei­ten Teil eher dazu geneigt zu sagen, dass der Leser viel­leicht doch die Reihe rund um den Eisernen Druiden ken­nen soll­te, denn die Bezüge in die­sem Buch sind schon zahl­reich. Und je mehr Eiserner Druide, des­to weni­ger Siegelmagier. Die Rolle von Al MacBharrais wird ein wenig in den Hintergrund gedrängt, auch wenn die Geschichte wie­der durch­ge­hend aus sei­ner Sicht erzählt wird.

Was Kevin Hearne eben­falls nicht las­sen kann sind alber­ne Witze, die die­ses Mal nicht nur vom Hobgoblin Buck kom­men, son­dern auch vom Hund Oberon, der ja sowie­so schon nicht zu mei­nen Lieblingsfiguren der Druiden-Reihe gehör­te. Und noch eine Angewohnheit des Autors fin­det sich im zwei­ten Band Papier&Blut wie­der. Es gibt wie­der eini­ge Kurzgeschichten im Buch, die nur wenig mit der Haupthandlung zu tun haben und sich ein wenig wie Lückenfüller lesen. Dadurch kam mir in Summe die­ses Buch arg kurz vor, denn es war schnel­ler zu Ende als mir lieb war. Und natür­lich bin ich sehr neu­gie­rig zurück­ge­las­sen wor­den, auch wenn es kei­nen ech­ten Cliffhanger am Ende die­ses Buchs gab.

Fazit

Ganz im Gegensatz zu Fintans Sage hat Kevin Hearne wie­der eine Reihe am Start, die sehr in die Fußstapfen des eiser­nen Druiden passt. Dass sel­bi­ger hier einen der­art mar­kan­ten Auftritt hin­legt, passt in die­sem Zusammenhang, auch wenn ich es ein wenig scha­de fand, dass dadurch die Siegelmagier etwas in den Hintergrund gerückt sind. Es ist auf jeden Fall eine gelun­ge­ne Fortsetzung mit der ein oder ande­ren klei­nen Schwäche, die das Lesevergnügen etwas trü­ben. Ansonsten ist es genau das rich­ti­ge für jene, die viel Spaß mit dem eiser­nen Druiden hat­ten.

Offensichtlich waren sich Verlag und Autor (oder wer auch immer an der Entscheidung betei­ligt ist) nicht sicher, wie die neue Reihe von Kevin Hearne denn nun hei­ßen soll. Hieß der ers­te Band anfangs noch “Ink & Sigil: From the world of the Iron Druid Chronicles” (also in etwa “Tinte & Siegel: Aus der Welt der Chroniken des eiser­nen Druiden”), so wur­de er mitt­ler­wei­le in “Ink & Sigil: Book 1 of the Ink & Sigil series – from the world of the Iron Druid Chronicles” umbe­nannt. Mittlerweile scheint die Meinung vor­zu­herr­schen, dass es ein­fach nur “Ink & Sigil series” hei­ßen soll. Wieviele Bände es am Ende wer­den sol­len, ist bis­her noch nicht klar. Immerhin ist der Name der neu­en Reihe im Deutschen von Anfang an ein­deu­tig: “Die Chronik des Siegelmagiers”.

Welche Bücher als nächs­tes von dem pro­duk­ti­ven Autor auf dem Plan ste­hen, konn­te ich nicht in Erfahrung brin­gen. Immerhin schreibt er par­al­lel an sei­ner “Fintans Sage”, die auf einen drit­ten Band zusteu­ert, wäh­rend die Chronik der Siegelmagier mit Sicherheit eben­falls wei­ter­erzählt wer­den wird. Eventuell wird zuerst der drit­te Teil der Fintans Sage im Sommer oder Herbst die­sen Jahres erschei­nen (natür­lich im Original).
Falls ich etwas zu den künf­ti­gen Plänen des Autors in Erfahrung brin­gen kann, so wer­de ich dies hier kund­tun. Aktuell plant er bis Ende des Sommers 22 eine Tour durch Europa (wenn ich es rich­tig ver­stan­den habe, um eine Neuauflage der Chronik des eiser­nen Druiden vor­zu­stel­len).

Hinweise für Kenner der „Chroniken des eiser­nen Druiden“.

Atticus ali­as Siodhachan Ó Suileabháin (ali­as Connor) war in den „Chroniken des eiser­nen Druiden“ ein wenig starr­sin­nig und hat sich oft­mals selbst in größ­te Schwierigkeiten gebracht. Er stie­fel­te sehr ger­ne vom Regen in die Traufe. Er nimmt im zwei­ten Band der „Chronik des Siegelmagiers“ eine sehr domi­nan­te Rolle ein und resü­miert ein wenig über sei­ne Vergangenheit mit den Worten:

„[…] und ich gebe mich der Hoffnung hin, dass ich mei­ne Lektion gelernt habe.“ (bei 90%)

Kevin Hearne hat „sei­nen Druiden“ in einer Art und Weise in die Geschichte ein­ge­floch­ten, dass er immer wie­der aufs Neue auf­tau­chen kann. Der Leser darf sich also über­ra­schen las­sen, wie es in der Welt mit Druiden und alten und neu­en Göttern wei­ter­ge­hen wird. Übrigens taucht nur er und nicht Granuaile oder Owen Kennedy in die­sem Buch auf, falls sich jemand auf ein freu­di­ges Wiedersehen mit allen Druiden gefreut hat.

Oftmals wird von Behindertenverbänden und Influencern ange­pran­gert, dass es in der Literatur zu wenig behin­der­te Menschen ver­tre­ten sind. Der eiser­ne Druide hat in sei­nem letz­ten Kampf sei­nen Arm ver­lo­ren und mit ihm eini­ge sei­ner Tattoos, die er für sei­ne Bindung mit der Erde benö­tigt. Während er am Ende die­ses Buchs über sein Leben nach­denkt, fällt ein Satz, den ich in die­sem Zusammenhang für sich selbst spre­chen las­sen kann:

„Seit ich mich ein wenig an die Existenz ohne mei­nen rech­ten Arm gewöhnt habe, ist mir klar, dass mein Leben immer noch den glei­chen Wert hat wie vor­her.“ (bei 90%)

buchcover

Titel: Papier & Blut: Die Chronik des Siegelmagiers 2
Autor: Hearne, Kevin
Genre: Fantasy / Urban Fantasy
Seitenzahl: 352
Verlag: Klett-Cotta Verlag

5/5

Originaltitel: Paper & Blood: Book Two of the Ink & Sigil Series
Übersetzer: Friedrich Mader
Herkunft: USA
Jahr: 2021 / 2022 (org./dt.)

Mit die­ser Rezension wur­de eine Aufgabe der Wortmagie’s maka­bre High Fantasy Challenge 2022 erfüllt. Mehr Details zu die­ser Challenge fin­den sich auf der ent­spre­chen­den Seite.

Diese und wei­te­re groß­ar­ti­gen Fantasy-Bücher stel­le ich geson­dert auf mei­ner Seite der Fantasy-Highlights vor.

Ich habe auf die­sem Blog ein klei­nes Special zu den “Chroniken des eiser­nen Druiden” erstellt. Dort gibt es ein paar Informationen zu den Büchern und natür­lich, wie sie mir gefie­len. Denn die­se emp­feh­lens­wer­te Reihe hat­te mei­ner Meinung nach hier und da einen klei­nen Durchhänger.

Die Rezensionen sind schon etwas älter (Teil 1 stammt von 2016) und die Formate, wie ich hier Bücher vor­stel­le, haben sich immer wie­der geän­dert. Ich belas­se die Rezensionen in die­sem Zustand und brin­ge sie nicht ins neue Format. Die Links füh­ren alle zu mei­nen ent­spre­chen­den Buchvorstellungen hier auf dem Blog.

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­det sich auf der Verlagsübersichtsseite.

Die Verweise zu Amazon sind mit Affiliate-Links ver­se­hen. Das heißt, dass mit einem Kauf über einen die­ser Links, ich von Amazon eine klei­ne Provision erhal­te. Auf den Preis hat das kei­ne Auswirkung.
Werbung

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert